Die Großmarkhalle - Ein architektonisches Juwel der Parkstadt Süd

Am 10. September 2023 fand zum 30. Mal der „Tag des Offenen Denkmals“ statt. 125 Denkmäler in Köln öffneten ihre Türen und boten spannende Einblicke in vergangene Zeiten. Auch die Großmarkthalle auf dem Gebiet der Parkstadt Süd war dabei und lud zur gemeinsamen Erkundung ein.

Vor rund 87 Jahren beschloss der Rat der Stadt Köln, den Kölner Großmarkt vom damaligen Standort am Heumarkt nach Köln-Raderberg zu verlegen. Grund dafür waren hauptsächlich verkehrsstrategische Überlegungen. Denn am Bonntor bestand nicht nur eine direkte Verbindung zum Güterbahnhof, sondern auch zum Vorgebirge und den vorgelagerten Teilen der Kölner Bucht. Herzstück des neuen Großmarktes wurde die rund 7.500 Quadratmeter große Großmarkthalle, die mitten im zweiten Weltkrieg eröffnet wurde und sich noch heute dort befindet.

Ein Blick in die Vergangenheit
Im Rahmen des diesjährigen „Tag des Offenen Denkmals“ hatten 60 Kölner*innen die Möglichkeit, gemeinsam mit Stadtkonservator Dr. Thomas Werner die Halle kennenzulernen und interessante Fakten rund um die Großmarkthalle zu erfahren. „Ich freue mich, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger für unsere historischen Gebäude und damit für deren Geschichten interessieren“, sagt Dr. Werner. „Mit der Großmarkthalle auf dem Gebiet der Parkstadt Süd haben wir nicht nur von der Größe her ein ganz besonderes Bauwerk vor uns. Es besticht vor allem durch sein Erscheinungsbild und seinen Baustil.“ Aus diesem Grund steht das Gebäude seit Oktober 1989 unter Denkmalschutz.

Die Sprache des „Neuen Bauens“
Sein äußerliches Erscheinungsbild verdankt das Gewölbehaus dem sogenannten „Neuen Bauen“. Dabei handelt es sich um eine Bewegung innerhalb der Architektur, die ihre Blütezeit in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis in die Weimarer Republik hinein hatte. Auch die international bekannte Bauhaus Bewegung und ihre reduzierte Form- und Architektursprache ist dem „Neuen Bauen“ zuzurechnen.  Das „Neue Bauen“ setzte zur damaligen Zeit konsequent auf Materialien wie Glas, Stahl und Beton. Denn damit ließen sich nicht nur einfache Formen schnell und preiswert realisieren, auch kubische Körper, stützenfreie Räume und weitere architektonische Besonderheiten konnten unkompliziert umgesetzt werden.

Das spiegelt sich auch in der Großmarkthalle wider, die überwiegend aus Stahl und Beton besteht und nicht nur in Köln wegen ihrer Schalenbauweise als ästhetisch besonders gelungenes Bauwerk gilt. Die 132 Meter lange und 57 Meter breite Gewölbehalle wird von einem Schalendach überspannt, das sich nicht nur über die gesamte Fläche von 7.500 Quadratmetern erstreckt, sondern auch ohne weitere Stützen im Inneren der Halle auskommt. Stattdessen wird es von 22 Meter hohen parabelförmigen Stahlbeton-Bögen getragen, die im Abstand von 16,5 Metern stehen und durch jeweils vier Rippen zwischen den Bögen ausgestellt sind. Eingerahmt wird die Großmarkthalle von zwei Seitenbauten an den beiden Längsseiten, ein weiterer vierflügeliger Anbau mit Innenhof südöstlich der Halle ergänzt das gesamte Ensemble. Hier befinden sich aktuell die Marktverwaltung und das Stadtteilbüro der Parkstadt Süd.

Dass das 1940 in Betrieb genommenen Gebäude nicht wie viele Bauten der NS-Zeit im monumentalen Stil der NS-Staatsarchitektur errichtet wurde, verdankt die Großmarkthalle der Tatsache das sie von den damaligen Machthabern als nicht repräsentativer Zweckbau angesehen wurde. Für Bauten dieser Kategorie war die Formsprache des „Neuen Bauens“ damals denkbar. Ein Umstand dem Köln noch heute dieses außergewöhnliche Gebäude verdankt.

Zentrum der künftigen Markstadt
Im Rahmen der Planungen für die Parkstadt Süd wird die Großmarkthalle ihren zentralen Platz in dem neuen Quartier Marktstadt beibehalten und auch deren Mittelpunkt bilden. Zur zukünftigen Nutzung des historischen Gebäudes gibt es unterschiedliche Optionen. Aus der Integrierten Planung, die der Rat der Stadt Köln im Februar 2019 verabschiedet hat, geht hervor, dass eine vielfältige Nutzung der Flächen innerhalb der Großmarkthalle vorstellbar ist. „Unter anderem wäre in historischer Anlehnung an den ehemaligen Großmarkt die Nutzung in Form eines Naschmarktes nach Wiener Vorbild vorstellbar. Es könnte eine Mischung aus gastronomischen Verkaufsangeboten, kleineren Bars und Gaststätten sowie kleinere Kulturangebote vorgesehen werden“ (Integrierte Planung, S. 24). Eine vertiefende Planung sowie eine detaillierte Ausarbeitung der zukünftigen Nutzung wird im Rahmen eines Konzeptvergabeverfahrens erfolgen.